Nathalie Stüben (52. Lehrredaktion) arbeitet heute beim Bayerischen Rundfunk. Am Tag der Pressefreiheit hat sie sich von Elftklässlern des Rosenheimer Karolinen-Gymnasiums über Journalismus ausfragen lassen. Ein Gesprächsprotokoll.
Schüler: “Haben Sie schon mal Zensur erlebt?”
Nathalie Stüben: “Von Regierungsseite aus noch nie.”
Schüler: “In Ihrer Redaktion? Beim Bayerischen Rundfunk?”
Nathalie Stüben: “Einmal, ja. Vor rund einem Jahr habe ich eine Künstlerin porträtiert, die eine Art Doppelleben führt. Hier in Bayern spielt sie Volkstheater – und das ziemlich erfolgreich. Was aber kaum jemand weiß: In Berlin produziert sie Elektromusik und malt Pornos. Bei den Pornos handelt es sich um Ölgemälde. Geschlechtsteile auf Leinwand sozusagen.”
Der Deutschlehrer zieht eine Augenbraue hoch.
Nathalie Stüben: “Bei der Abendschau sagten sie mir: ‘Nathalie, bei aller Liebe, wir sind immer noch der Bayerische Rundfunk. Mach Dein Porträt, aber mach’s ohne die Porno-Bilder.’”
Schüler: “Und?”
Nathalie Stüben: “Das habe ich dann gemacht, mit Detailaufnahmen, auf denen man die ganzen Penisse und Schamlippen nicht mehr erkennen konnte.”
Schüler: “Aber das ist doch eigentlich schade.”
Nathalie Stüben: “Finde ich auch.”
Lehrer: “So oft wurde in meinem Unterricht noch nie ‘Porno’ gesagt. Aber in dem Fall ist das in Ordnung.“